Montag, 2. März 2015

Rezension: Sophie Charlotte – Sisis leidenschaftliche Schwester von Christian Sepp

 

Heute gibt es mal wieder eine Buchbesprechung: Sophie Charlotte – Sisis leidenschaftliche Schwester. Das Werk hat 288 Seiten und 70 Abbildungen. Ein besonderer Blickfang in der schicke pinke Farbschnitt des Buches, dafür ein dickes Lob an den August Dreesbach Verlag.

Herzogin Sophie Charlotte in Bayern war die jüngste Tochter von Herzog Max in Bayern und Prinzessin Ludovika von Bayern. In den ersten Kapiteln des Buches wird das Familie Sophie Charlottes vorgestellt und die unglücklich Ehe ihrer Eltern. Auch den Brüdern Ludwig, Karl Theodor und Max Emanuel sowie den Schwestern, Kaiserin Elisabeth von Österreich, Erbprinzessin Helene von Thurn und Taxis, Königin Marie von Neapel-Sizilien und Gräfin Mathilde Trani sind eigene Abschnitte gewidmet.

Sophie Charlotte wächst in München und den von allen Herzogskinder geliebten Schloss Possenhofen auf. Da der Vater, Herzog Max, oft abwesend ist, ist die Mutter Ludovika der Mittelpunkt der großen herzoglichen Kinderschar. Sophie Charlottes Kindheit und Jugend verläuft freier als die anderer ihres Standes, Grund hierfür war das die Herzöge in Bayern keine Repräsentationspflichten wahrnehmen und bis zur Eheschließung Sisis nur wenig bekannt waren.

Als junge Frau wird für Sophie Charlotte nach einem passenden Ehemann gesucht, diese Aufgabe macht, wie schon bei den älteren Schwestern, Mutter Ludovika. Doch weder der Kaiserbruder Ludwig Viktor noch andere Werber können bei der Braut in spe punkten und werden abgelehnt. Wie auch ihr Verwandter König Ludwig II. ist Sophie Charlotte eine begeisterte Wagnerianerin. Richard Wagners Musik brachte die beiden näher zusammen, und führt später zu einer Verlobung des Königs mit Sophie Charlotte. Wie man aus Aufzeichnungen erfährt, glaubt die frisch Verlobte nicht an die ehrlichen Absichten des Königs. Wenige Tage nach ihrer Verlobung mit Ludwig II. trifft Sophie Charlotte auf ihrer erste große Liebe: Edgar Hanfstaengl. Dieser war der Sohn des Fotografen Franz Hanfstaengl, bei dem die offiziellen Fotos zur Verlobung gemacht werden sollten.

Obwohl sie die zukünftige Königin von Bayern ist, lässt sich Sophie Charlotte auf eine Liebesbeziehung mit Edgar Hanfstaengl ein. Die vertraute Hofdame Natalie von Sternbach hilft dabei geheime Zusammenkünfte der Verliebten zu arrangieren. Währen nicht die Briefe Sophie Charlottes an Edgar erhalten geblieben, wir wüsten heute nichts von der Beziehung der beiden. Teile der Briefe sind im Buch abgedruckt und zeigen, dass sich beide der Hoffnungslosigkeit ihrer Lage bewusst sind - ein Happy End wird es für sie nicht geben. So endet dann auch diese Geschichte, von der bis auf wenige Zeitgenossen keiner erfahren hat.

Der bayerische König verschiebt die Hochzeit mit Sophie Charlotte mehrere Male. Um den guten Ruf ihrer Tochter besorgt, mischen sich jetzt die Brauteltern ein. Hochzeit oder Entlobung, Ludwig II. wählt letzteres. Das Verlöbnis wird daraufhin gelöst. Die herzogliche Familie ist empört und Herzogin Ludovika macht sich auf die Suche nach einem neuen Mann für Sophie Charlotte. Fündig wird sie in der französischen Königsfamilie, die Wahl fällt auf Herzog Ferdinand von Alençon. Ferdinand war der Sohn von Herzog Louis von Nemours und dessen verstorbener Gattin Prinzessin Viktoria von Sachsen-Coburg und Gotha. Somit war Ferdinand ein Enkel des letzten Franzosenkönigs Louis Philippe. Nach dem ersten Treffen mit Sophie Charlotte, welches bei Verwandten in Sachsen stattfand, wurde der Heiratsantrag Ferdinands angenommen. Drei Monate später wurde Hochzeit gefeiert. Laut Augenzeuge klang das "Ja" Sophie Charlottes alles andere als begeistert. Als neue Herzogin von Alençon musste Sophie Charlotte nun im Exil in England leben.

Hier kam auch das erste Kind des Paares - Tochter Louise - zur Welt. Sie wird ihrer Mutter Sophie Charlotte besonders Nahe stehen. Mit Sohn Emmanuel, der zweieinhalb Jahre nach seiner Schwester geboren wird, ist die Familie komplett. In den ersten Jahren nach der Eheschließung von Ferdinand und Sophie Charlotte, ist diese ständig bei ihrer Schwester Elisabeth in Österreich zu Gast. Das Verhältnis der Frauen ist ungetrübt und herzlich. Neben ihrer äußerlichen Ähnlichkeit teilen beide Schwestern die Liebe zu Tieren, besonders zu Hunden. Selbst in ihren dunkelsten Tagen wird Sophie Charlotte von ihren treuen Vierbeinern begleitet. Inzwischen dürfen die Alençons Frankreich wieder betreten, die Familie sucht sich ein Haus in der Nähe von Paris. Lange werden sie hier nicht bleiben können.

Die Nachricht vom Tode König Ludwigs II. bringt, bei der schon länger angeschlagenen Sophie Charlotte eine schwere Krankheit zu Ausbruch. Da sie zu dieser Zeit in München wohnt, wird ihr der Arzt Dr. Glaser empfohlen. Und das Schicksal nimmt seinen Lauf, Sophie Charlotte verliebt sich in Dr. Franz Glaser - und will seine Ehefrau werden:
 
Was geht in Sophie vor, dass sie einen derartigen Schritt wagt? Sie weiß, dass es wohl kaum möglich sein dürfte, eine Ehe mit Dr. Glaser zu schließen. Dennoch hält sie beharrlich an ihrem Plan fest. 20 Jahre nach ihrer Liebe zu Edgar Hanfstaengl hat sie zum zweiten Mal in ihrem Leben einen Mann getroffen, der in ihr diese großen Gefühle weckt. Diesmal will sie ihn nicht mehr gehen lassen, komme was da wolle! Sophie Charlotte – Sisis leidenschaftliche Schwester, Seite 157
 
Nachdem der Druck der Familie bei Sophie Charlotte keine Änderung ihrer Pläne bewirkt hatte, greift man nun zu anderen Methoden. Von Meran aus, wo die Alençons zu dieser Zeit lebten, wird Sophie Charlotte in das Sanatorium Maria Grün gebracht. Die Einweisung geht auf den betrogenen Ehemann Herzog Ferdinand, sowie auf Dr. Karl Theodor in Bayern und Herzogin Ludovika in Bayern, also Bruder und Mutter von Sophie Charlotte, zurück. Gerade von ihrem Bruder scheint "die Kranke" dieses harte Vorgehen nicht erwartet zu habe. In Maria Grün wird Sophie Charlotte von dem bekannten Sex-Doktor Richard von Krafft-Ebing behandelt. Man erklärt Sophie Charlotte wegen ihrer Scheidungsabsichten zu einer Irrsinnigen, laut der Ärzte litt sie an "moral insanity".

Im Sanatorium wurde die Herzogin streng überwacht, trotzdem gelang es ihr Briefe an Dr. Glaser rauszuschmuggeln, später wurden aber alle abgefangen und an ihren Gatten übergeben. Kaiserin Elisabeth, die gern Gedichte schrieb, hatte kein Verständnis für ihre Schwester in "An Sophia" reimte sie unter anderem Du bist im Irrenhaus, du bist gefangen... Nachdem Sophie Charlotte ihre Scheidungspläne aufgab, wurde sie aus Maria Grün entlassen und kehrte in den Schoß ihrer Familie zurück. Von da an wendete sich Sophie Charlotte der Religion zu und wurde Mitglied im Dominikaner Orden unter dem Namen Schwester Marie Madleine. 

Dem Autor Christian Sepp hat man es zu verdanken, dass Briefe und eine Postkarte von Sophie Charlotte an ihre Tochter Louise in diesem Buch abgedruckt sind, sie stammen aus dem Nachlass Louises. Freude dürfte Sophie Charlotte auch gemacht haben, dass Louise Prinz Alfons von Bayern geheiratet hatte, und somit in ihrer alten Heimat ein Zuause fand. Auch die Beziehungen zum Rest der bayerischen Familie hatten sich wieder eingespielt. Bis die Liebe zu Dr. Glaser wieder aufflammt. Beide hatten sich wieder getroffen und der Funke war erneut übergesprungen... Sophie Charlottes Gatte kam allerdings dahinter, und die Überwachung setzte wieder ein. Aus einem Brief erfuhr Sophie Charlotte das ihr Gemahl und auch ihr Schwiegervater, der über alles in der Ehe seines Sohnes informiert war, einen erneuten Aufenthalt in Maria Grün für sie planten. Das wirkte. Sophie Charlotte gab Dr. Glaser endgültig auf und blieb bei ihrem Ehemann.

In den nächsten Jahren gab es in der Familie Sophie Charlottes viele Todesfälle. Vater und Mutter sterben sowie die älteste Schwester und der jüngste Bruder. Zwei Schwager von Sophie Charlotte sterben ebenfalls - dazu noch eine Schwägerin. In dieser Zeit spielen die Dominikaner eine wichtige Rolle in Sophie Charlottes Leben, sie setzt sich für den Orden ein und dient als bekanntes Aushängeschild. Auch für Wohltätigkeit setzt sie sich ein. Beim Bazar de la Charité, bei dem Sophie Charlotte einen Stand betreute, kam sie bei einer Brandkatastrophe ums Leben.

Am Ende des Buches finden sich im Anhang noch 7 Stammbäume, ein Personenregister, Literaturangaben und Kurzbiographien der Personen um Sophie Charlotte.
 
 

Meine Meinung:

Das Buch sieht von außen schon toll aus, da wurde sich richtig Mühe gegeben.
Die Biographie ist gut geschrieben und leicht zu lesen.
Die vielen schwarz-weißen Bilder gefallen mir sehr, vor allem das Foto von Sophie Charlotte

mit Mann und Kindern, welches ich bislang noch nicht kannte.
Und auch die Stammbäume sind lobenswert.
Die vielen Zitate aus Briefen und vor allem die Auszüge aus dem Tagebuch von
Amelie in Bayern waren sehr informativ.
Man kann dem Autor Christian Sepp zu diesem Werk nur beglückwünschen,
ich glaube man wird noch viel von ihm hören.
"Sophie Charlotte" muss man gelesen haben.
Absolute Kaufempfehlung!!!
 
 
 
Erhältlich bei: August Dreesbach Verlag oder im Buchhandel



Buch-Information
Verlag: August Dreesbach (2014), 288 Seiten, Hardcover mit Farbschnitt und Lesebändchen,
ISBN: 9783944334370, Sprache: Deutsch, Format: 14,8 x 21 cm
Preis: 24,00 €

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