Montag, 16. März 2015

Rezension: Kein Kaiser soll uns stören – Katharina Schratt und ihre Männer von Katrin Unterreiner


Katharina Schratt und ihre Männer - diesem Thema widmet sich jetzt Autorin Katrin Unterreiner, aus deren Feder bereits "Sisi und das Salzkammergut" stammt. Auf 192 Seiten darunter 109 farbige sowie schwarz-weiße Abbildungen wird das Liebesleben der Schauspielerin dargestellt.

Katharina Schratts Beziehung zu Kaiser Franz Joseph von Österreich ist bekannt und nimmt auch die Hälfte dieses Buches ein. Die Freundschaft zwischen der Hofschauspielerin und dem Kaiser wurde von Kaiserin Elisabeth gefördert, sie wollte wegen ihrer ständigen Abwesenheit von Wien eine weibliche Gesellschaft für ihren alleingelassenen Gatten, und fand sie in Katharina Schratt. Die erste richtige Begegnung fand im Atelier Heinrich von Angelis statt, der im Auftrag der Kaiserin ein Bild der Schauspielerin für den Kaiser malte. Katharina Schratt war zu dieser Zeit der Star am Hofburgtheater, wo der Kaiser keinen ihrer Auftritte verpasste.

Franz Joseph lies sich die Beziehung zur Schratt einiges Kosten, er finanzierte ihren teuren Lebensstil und zahlte ihre horrenden Spielschulden, die sie im Casino von Monte Carlo verursacht hatte. Im Gegenzug musste Katharina Schratt früh aufstehen um den Kaiser morgens in ihrem Haus zu empfangen und mit Klatsch und Tratsch der Wiener Gesellschaft zu unterhalten. Das Verhältnis der Beiden scheint zu diesem Zeitpunkt nur freundschaftlich gewesen zu sein. Erst nach dem Selbstmord des Kronprinzen Rudolf, dem einzigen Sohn des Kaisers, scheint mehr daraus geworden zu sein:

Auffallend ist jedenfalls, dass sich ab März 1889 nicht nur in den Briefen des Kaisers eine Veränderung feststellen lässt, sondern sich der Kaiser exakt zeitgleich von seiner Geliebten Anna Nahowski trennt und Katharina Schratt mit einem enormen Vermögen bedacht wird. Kein Kaiser soll uns stören, Seite 54

Die Autorin belegt die Änderung zwischen Katharina Schratt und Franz Joseph mit 4 Fakten, die für eine intimere Beziehung sprechen, also das die Schauspielerin die Geliebte des Monarchen wurde. Der rasante Aufstieg der Schratt und ihr mächtige Position sorgte bei Hofe sowie beim Theater für viele ihr feindlich gesinnte Menschen. Vor allem die jüngste Kaisertochter, Erzherzogin Marie Valerie und ihr Verlobter, fanden die Anwesenheit der Schauspielerin bei Familiendinners peinlich. Nach dem Tod der Kaiserin Elisabeth und deren fehlender schützender Hand über die "Freundschaft" kühlt sich das Verhältnis Schauspielerin–Kaiser merklich ab. Die Briefe und Besuche werden weniger, trotzdem bleiben beide bis zum Tode des Kaisers in Kontakt. Eine Gewissensehe, wie einige Historiker behaupten, hat es zwischen Katharina Schratt und Kaiser Franz Joseph jedoch nicht gegeben.

Wer denkt das die Schratt ihrem kaiserlichen Verehrer treu war, der irrt sich gewaltig. Gleichzeitig mit dem Kaiser hatte sie eine Affäre mit dem reichen Grafen Johann "Hans" Wilczek. Es stimmt also, wenn die Autorin Katharina Schratt als "Femme fatale" bezeichnet. Die Liaison mit dem Graf dauerte an die 9 Jahre. Um mit der Schauspielerin allein zu sein kaufte Graf Wilczek sogar eine Liebesnest, das Schloss Moosham, in dem Katharina Schratt über die Jahre viel Zeit verbrachte. Hans Wilczek war eng mit Kronprinz Rudolf befreundet und musste nach dessen Tod, auf kaiserlichen Befehl, die vom Hof verstoßenen Nichte der Kaiserin - Gräfin Marie Louise Larisch - von einer Veröffentlichung ihrer Memoiren abhalten. Was zunächst auch gelang. Graf Johann Wilczek schrieb der Schratt Liebesbriefe und war Eifersüchtig auf den Kaiser. Auch Auszüge aus seinem Tagebuch sind abgedruckt, die zeigen wie sehr Graf Wilczek Katharina Schratt geliebt haben muss. Sie war die große Liebe seines Lebens, was umgekehrt nicht der Fall war.

Der nächste Schratt-Verehrer war König (oder Zar) Ferdinand von Bulgarien. Dieser Fürst stammte aus der katholischen Seitenlinie des Hause Sachsen-Coburg und Gotha. Kaiser Franz Joseph war eifersüchtig auf "den Bulgaren" und lies die Schauspielerin das auch wissen. Katharina Schratt und Ferdinand machten gemeinsam eine Kur in Karlsbad und als sie einen Besuch des Kaisers absagte und noch am gleichen Tag den König empfing, war Franz Joseph wieder neidisch. Ferdinand von Bulgarien wusste anscheinend das er nicht der Einzige im Leben seiner "Kathi" war, eine Andeutung lässt vermuten das er vom Kaiser und auch vom Grafen wusste...

Auch dem Leiter der kaiserlichen Kabinettskanzlei verdrehte die Schratt den Kopf. Adolf Freiherr von Braun war ein angesehener und einflussreicher Beamte, als Katharina Schratt wegen ihrer Schulden bei ihm vorstellig wurde. Der Freiherr versuchte ihr zu helfen und sammelte Spenden. Mit seiner Hilfe wurde die Schratt schuldenfrei, was aber bei ihrem Lebensstill nicht lange anhielt. Wie sich aus dem Nachlass von Brauns Korrespondenz erfahren lässt, war Katharina Schratt dem Freiherrn sehr dankbar und versprach ihn stets zu besuchen. Die Beziehung zwischen von Braun und der Schratt geht, nachdem sie mit dem Kaiser und dem Grafen Wilczek bessere Partien kennen gelernt hatte, auseinander.

Außerdem kommen noch ein Karl... der gern ein paar Stunden Amore mit der Schratt hätte und ein anonymer Mann der die Schauspielerin ins Hotel Sacher bestellt im Buch vor. Zum Schluss wird noch die große Liebe der Katharina Schratt - ihr Schauspielkollege Viktor Kutschera - vorgestellt. Mit dem 10 Jahre jüngeren Kutschera spielte sie in dem Stück "Maria Theresia", für das sie wieder auf die Bühne zurückgekehrt war. Für ihn wollte Katharina Schratt alles aufgeben, doch hieraus wurde nichts. Trotz zahlreichen Angeboten hat die Schratt nie öffentlich ein Wort über ihre Liebschaften gesprochen, sie blieb bis zuletzt diskret, was ihr alle Verflossenen hoch anrechneten.



Meine Meinung:
 
Ich fand das Buch sehr unterhaltsam.
Katharina Schratt - was für eine Leben.
Was für Männer: Kaiser, König, Graf, Freiherr, Schauspieler.
Die Autorin zitiert aus Briefen und Tagebüchern,
von denen einige hier zum ersten Mal veröffentlicht werden.
Besonders interessant waren die Kapitel über Franz Joseph und Graf Wilczek.
Positiv fallen auch die unzähligen Abbildungen auf,
darunter auch Stücke aus dem Nachlass der Schauspielerin.
Ein Lesevergnügen für "Liebhaber" der k.u.k. Monarchie!
 
 
 
Erhältlich bei: Verlagsgruppe Styria oder im Buchhandel



Buch-Information
Verlag: Styria (2014), 192 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag,
ISBN: 9783222134364, Sprache: Deutsch, Format: 13,5 x 21,5 cm
Preis: 24,99 €

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