Montag, 14. April 2014

Rezension: Die Dunkelgräfin. Das Geheimnis um die Tochter Marie Antoinettes von Carolin Philipps


Meine neue Buchrezension handelt von der geheimnisvollen Dunkelgräfin. Die Autorin Carolin Philipps geht - wie der Titel des Buches schon sagt - davon aus das die Dunkelgräfin niemand anderes als Marie Therese, die Tochter von Königin Marie Antoinette und König Ludwig XVI. von Frankreich war. Auf den 368 Seiten versucht sie diese Theorie zu beweisen.

Der erste Teil des Buches ist der Familie von Prinzessin Marie Therese, genannt Madame Royale, gewidmet. Marie Therese kam acht Jahre nach der Heirat ihrer Eltern als deren erstes Kind zur Welt und verbringt ihre ersten Jahre im Luxus von Schloss Versailles. Später kommen noch drei Geschwister und eine adoptierte Schwester, von der später noch die Rede sein wird, hinzu. Die privilegierte Kindheit Marie Thereses endet mit dem Ausbruch der Französischen Revolution, die die Macht der königliche Familie einschränkt und sie schließlich zu Gefangenen macht. Marie Therese muss miterleben wie ihrer Familie bedroht und schikaniert wird, es gibt kein Respekt mehr vor dem Königtum. Nach einem missglückten Fluchtversuch aus den Tuilerien kommen Ludwig XVI., Marie Antoinette, Marie Therese und ihr einziger überlebender Bruder Louis Charles sowie die Tante Elisabeth in den Temple.

Marie Thereses Vater wurde hingerichtet, dann wurde sie von ihrer Mutter getrennt, die ebenfalls später auf der Guillotine starb. Dann wurde auch noch die Tante Elisabeth zum Tode verurteilt und guillotiniert. Davon erfährt sie erst Jahre später. Von der Familie waren nur noch Marie Therese und Louis Charles übrig. Beide wurden aber trotzdem nicht zusammen gelassen. Der Bruder stirbt später durch Vernachlässigung. Marie Therese bleibt - mit Bewachern - alleine im Temple zurück. Hier hat sie weder genügend Holz zum heizen noch irgendwelche Annehmlichkeiten.

Doch es war nicht die materielle Versorgung, unter der Marie Therese am meisten litt, es war die große Einsamkeit: für ein fünfzehnjähriges Mädchen, das 15 Monate lang allein in einem 20 Quadratmeter großen Raum lebt, ohne auch nur die Chance, sich mit jemanden zu unterhalten. Als ihr endlich am 20. Juli 1795 Renee de Chanterenne als Gesellschafterin zugeteilt wurde, hatte Marie Therese verlernt, ein Gespräch zu führen. Die Dunkelgräfin, Seite 123

In der Zwischenzeit hatte das Schicksal der "Waise vom Temple" die öffentliche Meinung beeinflusst, viele Menschen hatten Mitleid mit Marie Therese. Es gab auch Gespräche mit Österreich, Marie Thereses Mutter stammte aus dem Hause Habsburg, um die Prinzessin gegen gefangene Franzosen auszutauschen. Der Austausch selbst fand in Hüningen statt. Hier passierten allerdings ein paar Ungereimtheiten: weder die von Wien gewünschte Begleitung, die garantieren konnte das die Austauschperson wirklich Marie Therese war, noch die Adoptivschwester Ernestine Lambriquet, die angeblich eine uneheliche Tochter von Ludwig XVI. war, waren in der Begleitung von Madame Royale mitgereist.

Den nächsten Teil beschreibt die von der Autorin genannte "offizielle Version" der Geschichte. Marie Therese wurde an die Österreicher übergeben und nach Wien an den kaiserlichen Hof gebracht, wo sie ein paar Jahre bleibt. Später ehelichte sie ihren Cousin Louis Antoine, den Herzog von Angouleme. Die Ehe blieb ohne Nachkommen. Es folgten Wanderjahre mit der exilierten französischen Königsfamilie durch das Europa Napoleon Bonapartes. Nach dessen Sturz kommen die Bourbonen wieder auf den Thron zurück, woran Marie Therese einen großen Anteil hatte. Das Frankreich in dem sie geboren wurde und das Frankreich in das sie nach Jahren im Exil zurückkehrte, waren zu verschieden. Marie Thereses Onkel, die Könige Ludwig XVIII. und Karl X. machten ihre Sache auch nicht gut, so das man nach 16 Jahren wieder ins Exil gehen musste. Vorher war Marie Therese noch für 20 Minuten Königin von Frankreich.

Ihre letzten 21 Lebensjahre verbrachte die Herzogin von Angouleme in Großbritannien, Prag und Görz. Nach dem Tode ihres Gatten zog sie ins Schloss Frohsdorf, wo sie auch später starb. Das wäre die bekannte und "offizielle Version". Im nächsten Kapitel geht es um die Zweifel an dieser.

Es geht um Erpressung durch eine Vertraute, das seltsame Verhalten eines Kammerdieners und andere Merkwürdigkeiten. Auch Verwandte, wie die Tante Königin Maria Karolina von Neapel-Sizilien, die sich erst besorgt um ihre Nichte Marie Therese gezeigt hatte und sie sogar bei sich aufnehmen wollte, verlor plötzlich das Interesse an ihr und sprach nicht mehr über sie. Auch in Wien begegnete man Marie Therese mit misstrauen, es gab ja keinen der sie identifizieren konnte. Es scheint als wären die Habsburger froh, dass Madame Royale ihren Vetter heiratete und mit im fortging. Hatte man in Wien gemerkt das es sich um eine falsche Prinzessin handelte? Und warum lies sich die Herzogin von Angouleme über 20 Jahre lang erpressen, was hatte sie zu verbergen?

Die Verantwortlichen für den angeblichen Austausch von Marie Therese mit einer anderen Frau werden im nächsten Kapitel vorgestellt. Der Vicomte de Barras, der im Hintergrund die Fäden zog, sowie seine drei Helfer, die den Austausch vollzogen. Hier geht es auch um die Frau, die Marie Thereses Platz einnahm: Ernestine Lambriquet. Eine große Rolle spielten in der Geschichte auch die Freimaurer, die europaweit untereinander vernetzt waren.

Weiter geht es mit der Suche nach einem Ort wo die Dunkelgräfin in Ruhe leben kann. Es wird auch die schwierige Lage am Oberrhein beschrieben, in der Nähe soll sich Marie Therese möglicherweise aufgehalten haben. Auch ein paar andere Orte kommen in Frage die Dame beherbergt zu haben. Für kurze Zeit wird auch Straßburg der Anlaufpunkt für die Prinzessin. Schließlich verlässt sie auch diese Stadt und geht in Begleitung des Niederländers Cornelius van der Valck auf Wanderschaft.

Das letzte Kapitel des Buches beinhaltet das Leben in Hildburghausen. Hier bekommt Marie Therese von der Umgebung auch den Namen Dunkelgräfin verpasst, weil sie tief verschleiert und ganz zurückgezogen in Schloss Eishausen lebt. Die einzige Person die ihr auch hier nahe steht ist van der Valck. Warum die beiden gerade in Hildburghausen gelandet sind, wird mit der Freundschaft die Königin Marie Antoinette mit deutschen Fürstenhäusern erklärt. Sie war mit zwei Prinzessinnen aus Mecklenburg und Hessen-Darmstadt befreundet, eine deren Töchter heiratete den Herzog von Sachsen-Hildburghausen. Die Herzogsfamilie erlaubte dem Dunkelgrafenpaar auch ohne Bekanntgabe ihrer Personalien in ihrem Herrschaftsgebiet zu wohnen, was sehr ungewöhnlich war. Nach dreißig Jahren in Thüringen starb die geheimnisvolle Dunkelgräfin, ganz zurück gezogen von der Welt. Nach ihrem Tode musste Van der Valck dann doch noch einen Namen angeben: Sophia Botta, eine Frau die es offiziell nicht gegeben hat...



Meine Meinung:

Ich fand das Buch sehr interessant und gut lesbar.
Die Geschichte der Dunkelgräfin ist sehr rätselhaft und spannend.
Man erfährt viel über die Zeit der Französischen Revolution.
Der erste Teil des Buches über das Leben von Marie Therese fand ich besser,
der zweite Teil über die Dunkelgräfin ist oft zu vage.
Die Autorin hat zwar einige Indizien das die Dunkelgräfin Marie Therese war, 
aber letztendlich keine richtigen Beweise.
Positiv hervorzuheben ist der Bilderteil in der Buchmitte.
Insgesamt ist "Die Dunkelgräfin" empfehlenswert.




Erhältlich bei: Piper Verlag oder im Buchhandel



Buch-Information
Verlag: Piper (01. April 2012), Kartoniert, 368 Seiten
ISBN: 978-3-492-26457-0, Sprache: Deutsch, Format: 18,8 x 11,8 x 3 cm
Preis: 10,99 €

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